Das Bilden von Raum ist das wesentliche Ziel der Architektur. Dies klingt trivial, ist aber ein poetischer Akt, wenn Räume mehr bedeuten sollen als das Volumen zwischen den sie bildenden Flächen. Nach der Klärung von Fragen zu Funktion und Nutzung, zur Schwerkraft und zum Material, teilt sich durch den Raum die Seele eines Hauses mit.
Bauen bedeutet in einer Zeit knapper Ressourcen und erneuerbarer Energien in zunehmendem Maße Weiterbauen. Dabei wird der Bestand auf seine Qualitäten und Mängel hin untersucht und im Hinblick auf die Wünsche und das Budget des Bauherrn, auf Rechtsvorschriften und Baunormen überprüft. Neues tritt zu Altem, für deren Verhältnis es kein planerisches Patentrezept gibt. Um die genaue Fügung muss jedes Mal neu gerungen werden und bedeutet in vielen Fällen Beschränkung, wenn nicht Verzicht:
auf Nutzungs-Anforderungen des Auftraggebers, gestalterische Vorstellungen der Planer, funktionelle Vorgaben der Fachingenieure oder auf Unversehrtheit wertvoller Bausubstanz. Überzeugende Lösungen entstehen dort, wo die widerstreitenden Parteien sachbezogen und unideologisch argumentieren und sich um eine gesamtheitliche Lösung bemühen.
Aus nassem Ton formt man Gefäße, aber das Leere in ihnen ermöglicht das Füllen der Krüge.
Aus Holz zimmert man Türen und Fenster, aber das Leere in ihnen macht das Haus bewohnbar.
So ist das Sichtbare zwar von Nutzen, doch das Wesentliche bleibt unsichtbar.
Lao Tse